Grundlagen der Wertpapieranalyse – So bewertest du Aktien, ETFs & Fonds

Lesezeit: 4 Min. | Wörter: 694

Die Wertpapieranalyse ist entscheidend für den langfristigen Erfolg an der Börse. Neben Aktien sind ETFs und aktive Fonds beliebte Anlageformen. Doch wie erkennt man, ob eine Aktie unterbewertet ist, welcher ETF eine gute Wahl ist oder ob ein aktiv gemanagter Fonds seinen Preis wert ist? In diesem Artikel erhältst du eine praxisnahe Anleitung zur Analyse von Aktien, ETFs und Fonds – mit konkreten Beispielen und Quellen für relevante Daten.

 ⚠️Haftungsausschluss

1. Grundlegende Ansätze der Wertpapieranalyse

Es gibt zwei Hauptmethoden zur Analyse von Wertpapieren:

Fundamentalanalyse (für Aktien & aktive Fonds)

Hierbei wird der innere Wert eines Unternehmens oder Fonds anhand finanzieller Kennzahlen bewertet.

  • Unternehmenskennzahlen: Umsatz, Gewinn, Eigenkapitalquote, Verschuldung
  • Bewertungskennzahlen: Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), Dividendenrendite
  • Branchen- und Marktanalyse: Wettbewerber, Regulierung, Wachstumspotenzial
  • Makroökonomische Faktoren: Inflation, Zinsen, Konjunkturzyklen

➡ Datenquellen: Unternehmensberichte, Yahoo Finance, Marketscreener, Morningstar

Technische Analyse (für Aktien & ETFs)

Diese Methode nutzt Kursverläufe, um Trends zu erkennen.

  • Chartmuster: Unterstützung, Widerstand, Trendlinien
  • Indikatoren: Gleitende Durchschnitte, RSI, MACD
  • Handelsvolumen: Signalisiert Marktinteresse

➡ Datenquellen: TradingView, Yahoo Finance, StockCharts

ETF- und Fondsanalyse

ETFs und Fonds werden anders analysiert als Einzelaktien:

  • Kostenquote (TER): Niedrige Kosten sind entscheidend für den Erfolg.
  • Performance im Vergleich zum Index: Schlägt ein Fonds seinen Benchmark?
  • Diversifikation: Wie breit ist der ETF oder Fonds aufgestellt?
  • Tracking Error (bei ETFs): Wie genau bildet der ETF den Index nach?

➡ Datenquellen: JustETF, Morningstar, Fondsweb

2. Praxisanleitung zur Aktienbewertung

Schritt 1: Geschäftsmodell & Branche verstehen

Analysiere das Unternehmen:

  • Was genau macht es? (Produkte, Dienstleistungen)
  • Hat es Wettbewerbsvorteile? (Patente, Marktstellung)
  • Ist die Branche zukunftsfähig? (Trends, Innovationen)

Beispiel:

Angenommen, du möchtest in Apple (AAPL) investieren. Du analysierst:

  • Marktführer bei Smartphones
  • Starke Marke und hohe Kundenbindung
  • Zukunftschancen durch KI und Services

➡ Datenquellen: Unternehmenswebsite, Branchenreports, Investor Relations

Schritt 2: Fundamentaldaten checken

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Zeigt, wie teuer eine Aktie im Verhältnis zum Gewinn ist.

Formel:

Bewertung:

KGV < 10: Günstig (aber eventuell Probleme)
KGV 10 – 20: Fair bewertet
KGV > 30: Teuer (kann durch Wachstum gerechtfertigt sein)

Beispiel:

Apple hat ein KGV von 27, Microsoft liegt bei 35. Apple erscheint günstiger als Microsoft, aber teurer als Volkswagen (KGV 5).

➡ Datenquellen: Yahoo Finance, finanzen.net

Eigenkapitalquote

Zeigt, wie viel Prozent eines Unternehmens mit Eigenkapital finanziert ist.

Formel:

Bewertung:

> 50 %: Sehr solide
30 – 50 %: Durchschnittlich
< 30 %: Hohes Risiko

Beispiel:

Tesla hat eine Eigenkapitalquote von 40 %, BMW liegt bei 55 %.

➡ Datenquellen: Unternehmensberichte, Marketscreener

Dividendenrendite

Wichtig für Einkommensinvestoren.

Formel:

Bewertung:

< 1 %: Wachstumstitel
2 – 4 %: Solide Dividendenaktie
> 5 %: Risiko prüfen!

Beispiel:

Coca-Cola hat eine Dividendenrendite von 3,2 %, Amazon zahlt keine Dividende.

➡ Datenquellen: finanzen.net, Dividendenkalender

3. Praxisanleitung zur ETF- und Fondsanalyse

Schritt 1: Index & Strategie verstehen

  • ETFs: Welchen Index bildet der ETF ab?
  • Aktive Fonds: Welche Strategie verfolgt der Fondsmanager?

Beispiel:

  • MSCI World ETF: Weltweite Streuung, geringe Kosten
  • ARK Innovation Fund: Fokus auf disruptive Technologien

➡ Datenquellen: JustETF, Fondsweb, Morningstar

Schritt 2: Kosten überprüfen

Die Total Expense Ratio (TER) ist entscheidend, da hohe Kosten die Rendite senken.

Bewertung:

  • ETFs: < 0,3 % ist gut
  • Aktive Fonds: > 1 % kann teuer sein

Beispiel:

  • iShares MSCI World ETF: TER 0,2 % (günstig)
  • DWS Deutschland Fonds: TER 1,5 % (teuer)

➡ Datenquellen: JustETF, Morningstar

Schritt 3: Performance prüfen

Vergleiche die Rendite mit der Benchmark.

Beispiel:

  • MSCI World hat in den letzten 10 Jahren +9 % p.a. erzielt
  • Ein aktiver Fonds sollte diesen Wert übertreffen, um die Gebühren zu rechtfertigen

➡ Datenquellen: Fondsweb, Morningstar

Schritt 4: Fondsmanager & Strategie prüfen

  • Ist der Fondsmanager langfristig erfolgreich?
  • Welche Titel hält der Fonds?

Beispiel:

Ein Technologie-Fonds hält typischerweise Apple, Microsoft und Nvidia.

➡ Datenquellen: Fondsweb, Morningstar

4. Häufige Fehler vermeiden

  • Emotional investieren: Lass dich nicht von Hypes oder Panik leiten.
  • Nur auf eine Kennzahl schauen: Eine niedrige KGV-Aktie kann trotzdem schlecht sein.
  • Fehlende Diversifikation: Setze nicht alles auf eine Aktie oder Branche.
  • Hohe Fondsgebühren ignorieren: Ein ETF ist oft günstiger und besser als ein aktiver Fonds.

5. Fazit – So triffst du bessere Investmententscheidungen

Die Analyse von Aktien, ETFs und Fonds erfordert eine fundierte Betrachtung der Zahlen.

➡ Empfohlene Tools:

  • Yahoo Finance & finanzen.net (Fundamentaldaten)
  • TradingView (Charts & Technische Analyse)
  • JustETF & Morningstar (ETFs & Fonds)
  • Unternehmensberichte (Investor Relations)

Starte mit einfachen ETFs, analysiere Aktien mit den beschriebenen Methoden und prüfe Fonds kritisch auf ihre Kosten. So kannst du langfristig fundierte Anlageentscheidungen treffen!

→ weiter mit: Volatilität verstehen – Warum Schwankungen nicht immer schlecht sind