Diversifikation ist eine der wichtigsten Regeln der Geldanlage. Viele Finanzexperten raten dazu, das Vermögen möglichst breit über verschiedene Anlageklassen, Branchen und Länder zu streuen.
Doch macht das wirklich immer Sinn? Besonders für Einsteiger stellt sich die Frage:
- Sollte man von Anfang an stark diversifizieren?
- Oder ist es besser, sich erst auf wenige Investments zu konzentrieren?
In diesem Artikel erfährst du:
✔ Was Diversifikation bedeutet
✔ Warum zu viel Streuung am Anfang problematisch sein kann
✔ Warum ein MSCI-World-ETF nicht breit genug diversifiziert ist
✔ Ab wann und wie du dein Portfolio sinnvoll erweitern kannst
Was bedeutet Diversifikation?
Diversifikation bedeutet, dass dein Geld auf verschiedene Anlageformen verteilt wird, um Risiken zu minimieren.
Dazu gehören:
- Verschiedene Anlageklassen: Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe
- Verschiedene Regionen: USA, Europa, Asien, Schwellenländer
- Verschiedene Branchen: Technologie, Gesundheit, Industrie
👉 Ziel: Das Risiko einzelner Investments reduzieren, ohne die Renditechancen unnötig zu verringern.
Warum ist Diversifikation nicht immer sofort sinnvoll?
Obwohl Diversifikation langfristig wichtig ist, kann sie zu Beginn des Vermögensaufbaus Nachteile haben.
1. Zu viel Diversifikation kann ineffizient sein
Wer monatlich nur 50–200 € investiert, sollte nicht in zu viele Einzelanlagen streuen.
- Höhere Kosten: Jede zusätzliche Position verursacht Gebühren (Transaktionskosten, Spreads).
- Geringer Effekt: Zu viele Positionen bei kleinen Beträgen verwässern die Rendite.
2. Weniger Streuung kann das Wachstum beschleunigen
Wer sein Kapital auf wenige, aber breit gestreute Investments konzentriert, kann schneller wachsen.
✔ Beispiel: Ein ETF auf den MSCI World statt zehn verschiedene Einzelinvestments.
3. Rebalancing wird bei kleinen Beträgen kompliziert
Ein breit gestreutes Portfolio erfordert regelmäßige Anpassungen (z. B. Umschichtungen nach starken Kursveränderungen).
👉 Bei geringen Summen können solche Anpassungen ineffizient und teuer sein.
Ist ein MSCI-World-ETF breit genug diversifiziert?
Ein MSCI-World-ETF wird oft als ideales Einsteiger-Investment empfohlen. Er enthält rund 1.500 Unternehmen aus 23 Industrieländern.
Doch er hat einige Schwächen:
1. Regionale Konzentration auf Industrieländer
- Keine Schwellenländer enthalten – Länder wie China, Indien oder Brasilien fehlen.
- USA machen über 70 % des MSCI World aus – hohe Abhängigkeit von der US-Wirtschaft.
➡ Lösung: Ergänzung durch einen MSCI-Emerging-Markets-ETF oder einen FTSE-All-World-ETF.
2. Keine anderen Anlageklassen enthalten
Ein reiner Aktien-ETF bedeutet:
❌ Keine Anleihen → Stabilisieren das Portfolio in Krisen
❌ Keine Immobilien → Bieten laufende Erträge
❌ Keine Rohstoffe → Inflationsschutz durch Gold und Co.
➡ Lösung: Ergänzung durch Anleihen-, Immobilien- oder Rohstoff-ETFs.
3. Übergewichtung großer Unternehmen (Large Caps)
- Der MSCI World ist marktkapitalisierungsgewichtet.
- Große Unternehmen wie Apple, Microsoft und Amazon dominieren den Index.
- Kleine Unternehmen (Small Caps) sind unterrepräsentiert.
➡ Lösung: Ergänzung durch einen MSCI-World-Small-Cap-ETF.
4. Währungsrisiken durch hohen US-Dollar-Anteil
Da viele Unternehmen aus dem MSCI World in den USA sitzen, ist der ETF stark vom US-Dollar abhängig.
➡ Lösung: Nutzung von währungsgesicherten (hedged) ETFs oder breitere regionale Streuung.
Ab wann lohnt sich Diversifikation wirklich?
Die optimale Diversifikation hängt vom Vermögen ab. Ein grober Richtwert:
💰 Bis 5.000 € investiertes Kapital:
Fokus auf ein einziges, breit gestreutes Produkt wie MSCI World oder FTSE All-World.
💰 Ab 10.000 € investiertes Kapital:
Ergänzung durch weitere ETFs (z. B. MSCI Emerging Markets, Small Caps) oder erste Einzelaktien.
💰 Ab 50.000 € investiertes Kapital:
Erweiterung um Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe zur Risikostreuung.
👉 Fazit:
Für viele Anleger reicht ein globaler ETF in den ersten Jahren. Wer jedoch höhere Summen investiert oder Risiken stärker steuern möchte, kann später weitere Anlageklassen hinzufügen.
Welche Alternativen gibt es für Einsteiger?
Wer mit kleinen Beträgen starten möchte, aber dennoch eine gewisse Diversifikation sucht, hat folgende Möglichkeiten:
✔ ETFs auf breite Indizes: MSCI World oder FTSE All-World bieten natürliche Diversifikation mit Tausenden von Aktien.
✔ Sparpläne nutzen: Schon ab 25 € monatlich breit gestreut investieren.
✔ Langfristig denken: Wer erst wenig investiert, kann es sich leisten, etwas risikofreudiger zu sein.
Fazit – Erst fokussieren, dann diversifizieren
✔ Diversifikation ist wichtig, aber nicht sofort notwendig.
✔ In der Anfangsphase lohnt sich eine Konzentration auf wenige, breit gestreute Produkte.
✔ Ein MSCI-World-ETF ist ein guter Start, aber keine vollständige Diversifikation.
Wer langfristig diversifizieren möchte, kann später investieren in:
➡ Schwellenländer-ETFs (z. B. MSCI Emerging Markets)
➡ Small Caps (z. B. MSCI World Small Cap)
➡ Anleihen oder Rohstoffe, wenn mehr Stabilität gewünscht ist
👉 Die beste Strategie: Erst fokussieren, dann gezielt diversifizieren.
→ weiter mit: Rebalancing – Warum und wie man das Portfolio regelmäßig anpasst