Der Cost-Average-Effekt, auch Durchschnittskosteneffekt genannt, ist eine Anlagestrategie, bei der regelmäßig eine feste Summe in Wertpapiere investiert wird – unabhängig von der aktuellen Marktlage. Dies steht im Gegensatz zum sogenannten Markttiming, bei dem Anleger versuchen, den besten Zeitpunkt für Käufe und Verkäufe zu finden. Gerade für langfristig orientierte Anleger bietet der Cost-Average-Effekt eine Möglichkeit, Schwankungen an den Börsen strategisch zu nutzen und das Risiko zu minimieren.
Was ist der Cost-Average-Effekt?
Der Cost-Average-Effekt basiert auf der Idee, dass bei gleichbleibender Investitionssumme in Zeiten niedriger Kurse mehr Anteile eines Wertpapiers gekauft werden, während in Phasen hoher Kurse entsprechend weniger Anteile erworben werden. Dadurch ergibt sich über die Zeit ein durchschnittlicher Kaufpreis, der oft niedriger liegt als der Kaufpreis bei einer einmaligen Investition zu einem ungünstigen Zeitpunkt.
Ein einfaches Beispiel
Angenommen, ein Anleger investiert jeden Monat 100 Euro in einen ETF. Die Kurse entwickeln sich wie folgt:
- Januar: Kurs = 10 € → Kauf von 10 Anteilen
- Februar: Kurs = 8 € → Kauf von 12,5 Anteilen
- März: Kurs = 12 € → Kauf von 8,33 Anteilen
- April: Kurs = 9 € → Kauf von 11,11 Anteilen
Nach vier Monaten wurden insgesamt 41,94 Anteile für 400 Euro gekauft. Der Durchschnittspreis pro Anteil beträgt 9,54 Euro, obwohl der Kurs zwischen 8 und 12 Euro geschwankt hat. Hätte der Anleger einmalig im Januar investiert, hätte er für 400 Euro nur 40 Anteile zum Preis von 10 Euro pro Stück erhalten.
Vorteile des Cost-Average-Effekts
1. Risikominimierung durch Glättung der Kursschwankungen
Da die Investitionen über einen längeren Zeitraum verteilt sind, reduziert sich das Risiko, den gesamten Betrag zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu investieren. Anleger vermeiden es, ihr gesamtes Kapital in eine Markthochphase zu stecken.
2. Psychologische Entlastung
Viele Anleger lassen sich von Emotionen leiten und treffen impulsive Entscheidungen, wenn die Märkte stark schwanken. Regelmäßiges Investieren nimmt den psychologischen Druck, den „richtigen“ Einstiegszeitpunkt zu finden.
3. Automatisierte Disziplin
Ein Sparplan sorgt für eine konsequente Anlagestrategie und verhindert, dass Anleger aus Unsicherheit zögern oder versuchen, den Markt vorherzusagen.
4. Besonders vorteilhaft bei volatilen Märkten
Wenn Märkte stark schwanken, können Anleger durch den Cost-Average-Effekt besonders profitieren, da sie in Marktabschwüngen mehr Anteile für ihr Geld erhalten.
Nachteile und Grenzen des Cost-Average-Effekts
1. Langfristige Marktentwicklung kann den Vorteil relativieren
Wenn die Märkte langfristig eher steigen als schwanken, wäre eine einmalige Investition zu einem frühen Zeitpunkt oft profitabler als regelmäßiges Investieren.
2. Kein Schutz vor fallenden Märkten
Der Cost-Average-Effekt reduziert das Risiko eines schlechten Einstiegszeitpunkts, kann aber nicht verhindern, dass die Investition an Wert verliert, wenn der Markt langfristig fällt.
3. Transaktionskosten beachten
Je nach Anbieter können regelmäßige Käufe zusätzliche Kosten verursachen. Bei hohen Gebühren für jede Transaktion kann der Vorteil des Cost-Average-Effekts durch die Gebühren aufgefressen werden.
Cost-Average-Effekt vs. Markttiming – Was ist besser?
Das Markttiming, also der Versuch, die günstigsten Kauf- und Verkaufszeitpunkte zu identifizieren, klingt verlockend. In der Praxis ist es jedoch extrem schwierig, den Markt zuverlässig vorherzusagen. Viele Studien zeigen, dass selbst professionelle Anleger langfristig Schwierigkeiten haben, den Markt konsequent zu schlagen.
Der Cost-Average-Effekt hingegen setzt auf eine kontinuierliche Investition, die von kurzfristigen Marktschwankungen unbeeindruckt bleibt. Gerade für Privatanleger, die nicht täglich den Markt analysieren möchten, ist diese Strategie oft erfolgversprechender.
Für wen eignet sich der Cost-Average-Effekt?
- Langfristige Anleger: Wer über viele Jahre investiert, profitiert von der Glättung der Kaufpreise.
- Einsteiger: Gerade Börsenneulinge haben oft Angst, den falschen Zeitpunkt zu wählen. Ein Sparplan nimmt ihnen diese Entscheidung ab.
- Anleger mit begrenztem Kapital: Nicht jeder kann sofort eine größere Summe investieren. Mit kleinen regelmäßigen Beträgen können auch Anleger mit wenig Kapital am Markt teilnehmen.
Fazit: Langfristiger Vermögensaufbau mit dem Cost-Average-Effekt
Der Cost-Average-Effekt ist eine bewährte Strategie für Anleger, die langfristig Vermögen aufbauen möchten, ohne sich mit der schwierigen Frage des perfekten Einstiegszeitpunkts zu beschäftigen. Er hilft, Marktschwankungen zu nutzen, psychologische Hürden zu überwinden und diszipliniert zu investieren. Während er keine Garantie für Gewinne bietet, ist er besonders für Einsteiger und risikobewusste Anleger eine sinnvolle Alternative zum unsicheren Markttiming.
→ weiter mit: Allwetter Depots – Portfolio für alle Marktphasen