Gehebelte ETFs – Funktionsweise, Chancen und Risiken

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Börsengehandelte Fonds (ETFs) sind ein beliebtes Anlageinstrument für Investoren, die kostengünstig in ganze Märkte oder bestimmte Sektoren investieren möchten. Während klassische ETFs in der Regel die Wertentwicklung eines Index 1:1 nachbilden, gibt es auch gehebelte ETFs, die mit einer Hebelwirkung von 2x oder 3x arbeiten. Dadurch kann der Gewinn – aber auch der Verlust – überproportional verstärkt werden.

Doch wie funktionieren gehebelte ETFs genau, welche Vor- und Nachteile bieten sie, und für wen sind sie geeignet?

Anmerkung: Ich selbst habe diese hoch riskanten Produkte noch nie verwendet und war lediglich interessiert an deren Funktionsweise.

⚠️Haftungsausschluss

Was sind gehebelte ETFs?

Gehebelte ETFs sind spezialisierte börsengehandelte Fonds, die darauf abzielen, die tägliche Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Index multiplikativ abzubilden. Typischerweise bieten sie eine 2-fache (2x) oder 3-fache (3x) Hebelwirkung, was bedeutet, dass sie sich doppelt oder dreifach so stark wie der Basisindex bewegen – sowohl in steigenden als auch in fallenden Märkten.

Beispiel:

  • Wenn der S&P 500 an einem Tag um 1 % steigt, würde ein 2x gehebelter ETF um etwa 2 % steigen, ein 3x gehebelter ETF sogar um 3 %.
  • Bei einem Rückgang von 1 % würde der 2x gehebelte ETF um 2 % und der 3x gehebelte ETF um 3 % fallen.

Neben gehebelten ETFs gibt es auch inverse gehebelte ETFs, die auf fallende Kurse setzen und die umgekehrte Performance eines Index darstellen.

Wie funktionieren gehebelte ETFs?

Um diese Hebelwirkung zu erreichen, nutzen gehebelte ETFs eine Kombination aus Finanzderivaten, insbesondere:

  • Futures (Terminkontrakte, die auf den künftigen Preis eines Index oder einer Aktie spekulieren)
  • Swaps (Tauschgeschäfte mit Banken oder anderen Finanzinstitutionen, um die gewünschte Performance zu erzielen)
  • Optionen (Finanzprodukte, die dem Fonds das Recht geben, bestimmte Wertpapiere zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen)

Das tägliche Rebalancing

Ein entscheidender Punkt bei gehebelten ETFs ist, dass die Hebelwirkung täglich neu berechnet wird. Das bedeutet, dass die Performance über längere Zeiträume nicht exakt dem mehrfachen Wertzuwachs oder -verlust des Index entspricht.

Beispiel für Pfadabhängigkeit:

Angenommen, ein Index steigt an einem Tag um 5 % und fällt am nächsten Tag um 5 %. Ohne Hebel würde der Index insgesamt nur leicht gefallen sein. Ein gehebelter ETF kann in diesem Szenario jedoch stärkere Verluste erleiden, weil die tägliche Neuberechnung dazu führt, dass der ETF nicht linear mit dem Index korreliert.

Vorteile gehebelter ETFs

1. Hohe Gewinnpotenziale

Für Anleger, die auf kurzfristige Marktbewegungen setzen, können gehebelte ETFs eine attraktive Möglichkeit sein, mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz hohe Gewinne zu erzielen.

2. Einfache Handhabung

Im Vergleich zu anderen gehebelten Produkten wie CFDs oder Optionsscheinen sind gehebelte ETFs einfacher zu handeln, da sie wie normale Aktien an der Börse gekauft und verkauft werden können.

3. Breite Auswahl an Basiswerten

Es gibt gehebelte ETFs auf viele verschiedene Indizes und Sektoren, darunter:

  • Aktienindizes (z. B. S&P 500, NASDAQ, DAX)
  • Rohstoffe (z. B. Gold, Öl)
  • Branchen (z. B. Technologie, Finanzen, Energie)

Risiken und Nachteile

1. Hohe Volatilität und Verluste

Die Hebelwirkung verstärkt nicht nur Gewinne, sondern auch Verluste. In volatilen Märkten kann das schnell zu hohen Verlusten führen, insbesondere wenn sich der Markt gegen die Position des Anlegers entwickelt.

2. Langfristige Wertminderung durch Volatilität

Da gehebelte ETFs täglich angepasst werden, kann die langfristige Performance von der erwarteten mehrfachen Rendite des Index abweichen. Dieses Phänomen wird als Volatility Decay (Wertminderung durch Volatilität) bezeichnet.

3. Höhere Kosten

Gehebelte ETFs haben in der Regel höhere Verwaltungskosten als klassische ETFs, da sie mit Derivaten arbeiten und tägliche Anpassungen erfordern.

Beispiele für gehebelte ETFs

Hier sind einige bekannte gehebelte ETFs:

Bullische (Long) gehebelte ETFs:

  • ProShares Ultra S&P 500 (SSO) – 2x Long auf den S&P 500
  • Direxion Daily NASDAQ-100 Bull 3x (TQQQ) – 3x Long auf den NASDAQ-100
  • Lyxor Leverage DAX 2x (LQQ5.DE) – 2x Long auf den DAX

Bärische (Inverse) gehebelte ETFs:

  • ProShares UltraShort S&P 500 (SDS) – -2x Short auf den S&P 500
  • Direxion Daily S&P 500 Bear 3x (SPXS) – -3x Short auf den S&P 500
  • Xtrackers ShortDAX Daily Swap (DBX1DS) – -1x Short auf den DAX

Für wen sind gehebelte ETFs geeignet?

Gehebelte ETFs sind nicht für jeden Anleger geeignet. Sie sind am besten für:

  • Kurzfristige Trader, die aktiv handeln und tägliche Kursbewegungen ausnutzen möchten.
  • Erfahrene Investoren, die die Risiken verstehen und sich der Auswirkungen von Volatilität bewusst sind.
  • Hedging-Zwecke, wenn Anleger bestehende Positionen absichern wollen.

Langfristige Buy-and-Hold-Investoren sollten hingegen eher auf klassische ETFs setzen, da die Wertentwicklung gehebelter ETFs über lange Zeiträume oft schlechter ausfällt als erwartet.

Fazit

Gehebelte ETFs sind ein leistungsfähiges Instrument für Trader, die kurzfristige Marktbewegungen ausnutzen möchten. Durch den Einsatz von Derivaten können sie hohe Gewinne ermöglichen, aber auch zu schnellen und erheblichen Verlusten führen. Aufgrund der täglichen Neugewichtung sind sie für langfristige Anleger meist ungeeignet.

Wer gehebelte ETFs handeln möchte, sollte sich der Risiken bewusst sein und sie gezielt in einer gut durchdachten Strategie einsetzen.

→ weiter mit: Immobilien als Assetklasse – Direktinvestitionen vs. REITs