Wer langfristig Vermögen an der Börse aufbauen will, kommt an einem Fakt nicht vorbei: Es wird Rückschläge geben. Aber wie oft passieren eigentlich echte Krisen oder heftige Korrekturen? Und wie sollte man sich vorbereiten, um diese Phasen nicht nur unbeschadet zu überstehen, sondern langfristig sogar davon zu profitieren?
Wie oft treten Krisen und Korrekturen auf?
Grundsätzlich unterscheidet man:
- Korrekturen: Kursrückgänge zwischen 10 % und 20 %
- Crashs/Bärenmärkte: Kursverluste von 20 % oder mehr
Historische Daten zeigen:
- Seit 1950 gab es im S&P 500 etwa 37 Korrekturen (10–20 %), also etwa eine alle 1,9 Jahre.
- Größere Crashs (≥20 %) traten seit 1950 etwa 13-mal auf – etwa alle 5–7 Jahre ein Bärenmarkt.
Das bedeutet: Über einen Zeitraum von 20 Jahren erlebt ein Anleger typischerweise:
- 10–12 Korrekturen (≥10 % Rückgang)
- 2–4 größere Crashs (≥20 % Rückgang)
Historische Beispiele für Börsencrashs und größere Korrekturen
Jahr | Ereignis | Rückgang | Bemerkung |
---|---|---|---|
1987 | Schwarzer Montag | Dow –22,6 % (1 Tag) | Heftigster Tagesverlust der Geschichte, globale Schockwellen. |
1997–98 | Asienkrise | –15–20 % | Massive Kursverluste in Asien, auch weltweit spürbar. |
2000–02 | Dotcom-Blase | ~–47 % | Technologieaktien stürzen ab, globale Rezession folgt. |
2007–09 | Finanzkrise | ~–55 % | Immobilien- und Bankenkrise in den USA mit weltweiten Auswirkungen. |
2011 | Euro-/US-Schuldenkrise | –19 % | Downgrade der USA, Schuldenkrisen in Europa. |
2020 | Corona-Crash | ~–34 % | Pandemiebedingter Börsenschock in Rekordtempo. |
2022 | Inflation & Ukraine-Krieg | ~–25 % | Globale Unsicherheiten, Zinswende und Krieg lasten auf den Märkten. |
Wie bereitet man sich auf Krisen vor?
Da Marktabschwünge unvermeidbar sind, sollte die Vorbereitung auf Krisen fester Bestandteil einer Anlagestrategie sein. Hier die wichtigsten Punkte:
- 1. Breite Diversifikation: Streuung über verschiedene Regionen, Branchen und Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Rohstoffe) reduziert das Risiko starker Einbrüche in einzelnen Bereichen.
- 2. Ausreichende Liquiditätsreserve: Ein Notgroschen (z.B. 3–6 Monatsausgaben) hilft, in Krisenzeiten nicht gezwungen zu sein, Investments ungünstig zu verkaufen.
- 3. Realistische Erwartungshaltung: Wer sich mental auf regelmäßige Rückschläge einstellt, reagiert ruhiger. Rückgänge von 10–20 % sind normale „Atempausen“ im Aufwärtstrend.
- 4. Automatisierte Sparpläne: Regelmäßige Investitionen (z.B. monatliche ETF-Sparpläne) sorgen dafür, dass man automatisch zu günstigen Kursen mehr Anteile kauft.
Wie sollte man sich während einer Krise verhalten?
Während einer Krise steigen Angst und Unsicherheit. Typische Anlegerfehler wie Panikverkäufe oder das „Nachrichten-Tiefstochtern“ können teuer werden. Besser:
- Ruhig bleiben: Marktschwankungen sind keine Ausnahme, sondern die Regel.
- Langfristige Strategie nicht infrage stellen: Wer einen soliden Plan hat, sollte nicht bei jedem Sturm den Kurs ändern.
- Chancen erkennen: Niedrigere Kurse bedeuten günstigere Einstiegsmöglichkeiten. Wer nachkauft, profitiert langfristig.
- Auf Erholung setzen: Historisch folgte auf jeden Crash irgendwann eine deutliche Markterholung – oft schneller und stärker, als viele erwarten.
Beispiele für lohnendes langfristiges Denken
Hier einige beeindruckende Beispiele, warum Geduld und Langfristigkeit fast immer belohnt wurden:
- Nach dem Crash 1987: Trotz eines Tagesverlusts von –22,6 % erholte sich der S&P 500 innerhalb von zwei Jahren vollständig und erreichte neue Rekorde.
- Nach der Dotcom-Blase 2000–2002: Wer trotz –47 % Verlust investiert blieb oder nachkaufte, verdoppelte sein Vermögen in den 10 Jahren danach.
- Nach der Finanzkrise 2008–2009: Zwischen März 2009 und Februar 2020 stieg der S&P 500 um über 400 %.
- Nach dem Corona-Crash 2020: Der Markt erreichte schon 2021 neue Allzeithochs – keine zwei Jahre nach dem Einbruch.
Wie holt man Verluste von 10–20 % wieder auf?
Ein Rückgang von 10–20 % wirkt kurzfristig dramatisch – langfristig jedoch sind solche Korrekturen oft nur „Fluktuationen“ innerhalb eines größeren Aufwärtstrends. Typischerweise:
- Kleinere Korrekturen (10–20 %) werden historisch oft innerhalb von 3–18 Monaten wieder aufgeholt.
- Wichtig: Wer investiert bleibt und zusätzlich investiert (z.B. via Sparpläne oder gezielte Nachkäufe), profitiert am stärksten von der Erholung.
- Rechenbeispiel: Um einen Verlust von 20 % auszugleichen, braucht es eine Steigerung von 25 % – was bei historischen durchschnittlichen Jahresrenditen (6–8 % p.a.) innerhalb weniger Jahre erreichbar ist.
Wie reagieren Einkommensorientierte Anleger richtig in Börsenkrisen?
Wer nicht auf Kursgewinne oder Sparpläne setzt, sondern primär auf regelmäßige Erträge (z.B. Dividenden, Zinsen, Mieteinnahmen), muss in Krisen anders denken als klassische Wachstumsinvestoren. Hier erfährst du, worauf es ankommt – und was das langfristig für den Kapitalerhalt bedeutet.
1. Fokus auf Einkommensstabilität, nicht Kursvolatilität
Während Kurse in Krisen oft heftig schwanken, bleiben stabile Ertragsströme oft erstaunlich robust. Unternehmen mit starker Bilanz und defensivem Geschäftsmodell (z.B. Versorger, Konsumgüter, Gesundheitssektor) zahlen ihre Dividenden meist weiter, selbst wenn die Aktienkurse zwischenzeitlich einbrechen.
- Sinkende Kurse bedeuten nicht automatisch sinkende Einnahmen.
- Entscheidend ist, dass die zugrunde liegenden Cashflows weiter sprudeln.
2. Ruhig bleiben und weiter kassieren
Panikverkäufe führen bei einkommensorientierten Strategien schnell zum fatalen Bruch des Einkommensstroms. Solange die Dividenden- oder Zinszahlungen stabil bleiben, besteht kein Handlungsbedarf – auch wenn die Depotbewertung zwischenzeitlich stark sinkt.
3. Kapitalerhalt ohne Nachkaufen: Was ist realistisch?
Wer nicht nachkauft, sondern nur auf Ausschüttungen setzt, sollte verstehen:
- Nach einem Kursrückgang von 10–20 % dauert es ohne Nachkäufe meist länger, bis die ursprünglichen Buchwerte wieder erreicht werden – oft mehrere Jahre.
- Solange die Unternehmen aber weiter wachsen und Dividenden steigern, verbessert sich das Verhältnis von Cashflow zu Einstandskurs (Yield-on-Cost) stetig.
- Über 10–20 Jahre betrachtet, gleichen solide Dividendensteigerungen und die natürliche Markterholung Rücksetzer meist vollständig aus.
Beurteilung: Bei einem qualitativ hochwertigen Einkommensportfolio ist der langfristige Kapitalerhalt realistisch – auch ohne ständiges Nachkaufen. Voraussetzung: die Auswahl stabiler Unternehmen oder Anlagen, die auch in Krisen Cashflows generieren können.
4. Chancen erkennen: Krisen bieten Einstiegsmöglichkeiten
Falls zusätzliche Liquidität vorhanden ist (z.B. aus angesammelten Erträgen), kann eine Krise genutzt werden, um neue Positionen mit hohen Anfangsrenditen aufzubauen. Aber auch ohne aktives Nachkaufen verbessert sich durch regelmäßige Dividendensteigerungen das eigene Portfolio im Zeitverlauf.
5. Wichtigster Grundsatz: Einkommen schützen, Kapital bewahren
Bei einer einkommensorientierten Strategie geht es nicht darum, jeden Kursrückgang aktiv auszugleichen. Vielmehr ist das Ziel:
- Den Ertragsstrom aufrechtzuerhalten und langsam zu steigern.
- Das Portfolio so zu strukturieren, dass es auch stürmische Zeiten übersteht.
- Langfristig Kapitalerhalt und Inflationsausgleich über wachsende Cashflows zu erreichen.
Merke: Solange die Cashflows stabil bleiben oder wachsen, ist ein temporärer Kursverlust nur eine optische Täuschung – und kein echter Verlust.
Zusammenfassung:
Einkommensorientierte Anleger, die in robuste Cashflow-Quellen investieren und Kursrückgänge aushalten können, haben beste Chancen auf langfristigen Kapitalerhalt – auch ohne regelmäßiges Nachkaufen. Der Schlüssel liegt in Qualität, Geduld und Fokus auf stabile Erträge, nicht auf die tägliche Depotauswertung.
Fazit: Krisen als Chance für langfristigen Vermögensaufbau
Marktrückschläge sind unvermeidlich – doch wer vorbereitet ist, ruhig bleibt und langfristig denkt, kann sogar profitieren. In einem Zeitraum von 20 Jahren erleben Investoren typischerweise:
- Etwa 10–12 Korrekturen (≥10 %)
- Und 2–4 schwere Crashs (≥20 %)
Doch ebenso sicher ist: Nach jedem Abschwung folgte in der Geschichte irgendwann eine neue Aufwärtsbewegung. Wer mit Weitsicht, Disziplin und Strategie investiert, hat beste Chancen, Krisen nicht nur zu überstehen, sondern sie als Sprungbrett für den eigenen Vermögensaufbau zu nutzen.
Hinweis: Vergangene Wertentwicklungen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Investitionen am Kapitalmarkt sind grundsätzlich mit Risiken verbunden.