Viele Menschen fühlen sich im Alltag überfordert von den Dingen, die sie nicht beeinflussen können – von äußeren Ereignissen, Meinungen anderer oder zufälligen Umständen. Eine hilfreiche Orientierung bietet ein philosophischer Denkansatz, der zwischen dem unterscheidet, was in unserer Macht liegt, was außerhalb liegt – und, das ist entscheidend, was wir nur teilweise beeinflussen können.
Kontrollierbar – Unkontrollierbar – Teilweise beeinflussbar
Die ursprüngliche stoische Sichtweise teilt die Welt in zwei Kategorien ein: Dinge, die wir kontrollieren können (z. B. unsere Entscheidungen, Bewertungen, Handlungen), und solche, die wir nicht kontrollieren können (z. B. Krankheit, Tod, das Verhalten anderer).
Doch es gibt einen dritten Bereich, der besonders relevant ist: Situationen, in denen wir nur einen Teil kontrollieren – etwa bei einem sportlichen Wettkampf, einem Bewerbungsgespräch oder einer zwischenmenschlichen Beziehung.
Wir haben keine Kontrolle über das Ergebnis, aber wir kontrollieren unsere Vorbereitung, Einstellung und Handlungsweise. Genau dieser Fokus auf das eigene Tun – unabhängig vom Ausgang – ist der Schlüssel zu innerer Freiheit und Resilienz.
Praktische Umsetzung im Alltag
Diese Denkweise lässt sich in fast jeder Lebenssituation anwenden. Der Fokus liegt darauf, die eigene Energie nicht zu verschwenden – sondern sie bewusst auf den Bereich zu lenken, in dem man wirksam handeln kann.
1. Drei-Spalten-Technik
Erstelle eine einfache Tabelle mit den Spalten:
- Vollständig kontrollierbar: Meine Einstellung, mein Verhalten
- Teilweise kontrollierbar: Mein Einfluss, meine Vorbereitung
- Unkontrollierbar: Reaktionen anderer, äußere Umstände
Diese Übung fördert Klarheit und verhindert Grübelei über Dinge, die außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegen.
2. Mentale Entkopplung vom Ergebnis
Wähle eine Herausforderung oder Aufgabe aus deinem Leben. Übe bewusst, dich auf den Prozess zu konzentrieren – nicht auf das Ergebnis:
- „Ich tue mein Bestes – der Ausgang liegt nicht bei mir.“
Diese Haltung reduziert Druck und fördert Gelassenheit.
3. Reaktion statt Kontrolle
Wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht, stelle dir die Frage:
„Wie will ich darauf reagieren?“
Die Umstände entziehen sich oft unserer Kontrolle – unsere Reaktion jedoch liegt bei uns.
Fazit
Die erweiterte Dichotomie der Kontrolle lädt dazu ein, nicht nur schwarz-weiß zu denken, sondern auch Zwischentöne zu erkennen. Wer lernt, das Ergebnis loszulassen und sich auf das eigene Handeln zu konzentrieren, entwickelt echte innere Freiheit. Diese Haltung hilft nicht nur bei großen Lebensentscheidungen, sondern auch im täglichen Umgang mit Stress, Konflikten und Erwartungen.
Quelle: Inspiriert durch William B. Irvine, „Eine Anleitung zum guten Leben“ (Originaltitel: A Guide to the Good Life)