Alternatives Rentensystem?

Ein gutes Beispiel für ein Rentensystem, das nicht auf dem Umlageverfahren wie in Deutschland basiert, sondern auf einem kapitalgedeckten System, ist Chile. Das chilenische Rentensystem, das in den 1980er Jahren eingeführt wurde, basiert auf individuellen, privat verwalteten Rentenkonten.

Funktionsweise des chilenischen Rentensystems:

1. Kapitaldeckung statt Umlage: Arbeitnehmer zahlen einen bestimmten Prozentsatz ihres Einkommens in individuelle Rentenkonten ein, die von privaten Pensionsfonds (AFP, „Administradoras de Fondos de Pensiones“) verwaltet werden. Das angesammelte Kapital wird investiert und wächst durch Renditen.

2. Eigenverantwortung: Jeder Bürger spart im Laufe seines Erwerbslebens für die eigene Rente, ohne dass Beiträge direkt für die aktuelle Rentnergeneration verwendet werden.

3. Staatliche Mindestabsicherung: Für Menschen, die im Alter nur geringe oder gar keine Rentenansprüche haben, stellt der Staat eine Mindestrente zur Verfügung.

Vorteile des chilenischen Systems:

Stabilität: Da die Renten auf individuellen Ersparnissen basieren, ist das System weniger anfällig für demografische Veränderungen wie eine alternde Bevölkerung.

Kapitalwachstum: Durch Investitionen in Kapitalmärkte können die Ersparnisse langfristig wachsen, was höhere Renten ermöglicht.

Transparenz: Jeder Beitragszahler kann genau nachvollziehen, wie viel er angespart hat und wie seine Ersparnisse investiert werden.

Nachteile und Kritik:

Ungleichheit: Menschen mit niedrigen Einkommen oder unsteten Beschäftigungsverhältnissen haben Schwierigkeiten, genügend Kapital anzusparen.

Marktrisiken: Da die Ersparnisse an den Finanzmärkten investiert werden, können Verluste in Krisenzeiten zu niedrigeren Renten führen.

Hohe Verwaltungskosten: Die privaten Fondsverwalter erheben oft Gebühren, die die Renditen schmälern können.

Das System wurde über die Jahre modifiziert, um soziale Ungleichheiten abzufedern, und steht immer noch in der Diskussion. Dennoch zeigt Chile, wie ein kapitalgedecktes System theoretisch funktionieren kann, wenn die richtigen Rahmenbedingungen gegeben sind.

Ein weiteres Beispiel für ein stabileres System ist Singapur, das mit seinem „Central Provident Fund“ (CPF) ein ähnliches Modell mit verpflichtenden individuellen Sparbeiträgen betreibt. Singapur kombiniert dieses System jedoch mit einer starken staatlichen Kontrolle und sozialen Absicherungen.

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