Krankheit, Schmerz und körperliches Unbehagen gehören untrennbar zum menschlichen Dasein. Die stoische Philosophie lehrt, mit solchen Leiden umzugehen, ohne dabei die innere Ruhe zu verlieren.
Leiden als natürliche Herausforderung
Stoiker sahen körperliches Unbehagen nicht als Fehler des Kosmos, sondern als unvermeidlichen Bestandteil des Lebens. Schmerz und Krankheit liegen oft außerhalb unserer Kontrolle. Entscheidend ist jedoch, wie wir diese Erfahrungen bewerten und darauf reagieren.
Unterscheidung von Eindruck und Bewertung
Nach stoischer Lehre besteht jeder emotionale Impuls aus zwei Teilen: dem Eindruck (was geschieht) und der Bewertung (wie wir es beurteilen). Schmerz ist der Eindruck; unser Urteil darüber – ob wir leiden oder gelassen bleiben – liegt in unserer Macht.
Praktische Übungen zur Akzeptanz
- Schmerz-Reflexion: Wenn du Unbehagen spürst, halte kurz inne und benenne neutral den Eindruck: „Ich nehme Schmerz wahr.“ Vermeide sofortige Bewertungen wie „Das ist schrecklich.“
- Atementry: Richte deine Aufmerksamkeit auf den Atem, wenn der Schmerz stark wird. Zähle Ein- und Ausatmungen bis zehn, um den Geist von negativen Gedanken abzulenken.
- Visualisierung des Unvermeidlichen: Stelle dir vor, wie selbst die stärksten Leiden vorüberziehen – wie Wolken am Himmel. Diese Übung vermindert Angst vor Anhalt und Intensität des Schmerzes.
Schmerz als Lehrer
Stoische Philosophen betrachteten Schmerz als Gelegenheit zur Tugendübung. Geduld, Tapferkeit und Gleichmut wachsen, wenn wir uns widrigen Umständen stellen, anstatt vor ihnen davonzulaufen. Jeder überstandene Schmerz stärkt die Seele.
Fazit
Wir können körperliches Leiden nicht immer vermeiden, wohl aber unsere Reaktion gestalten. Indem wir Schmerz als neutralen Eindruck betrachten und unsere Bewertungen zähmen, bewahren wir Gelassenheit. So wird selbst Krankheit zur Quelle innerer Stärke.
Quelle: Inspiriert durch William B. Irvine, „Eine Anleitung zum guten Leben“ (Originaltitel: A Guide to the Good Life)