Wertespeicher – Was macht eine Anlage wertbeständig?

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Ein Wertespeicher (engl. Store of Value) ist eine Anlage oder ein Gut, das seinen Wert über lange Zeit behält und nicht schnell an Kaufkraft verliert. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder hoher Inflation suchen Anleger nach stabilen Werten, die nicht durch äußere Einflüsse schnell an Wert verlieren.

 ⚠️Haftungsausschluss

Vorab Gedankenspiel: Man tauscht Lebenszeit (Erwerbsarbeit) gegen Geld. Beispielsweise für acht Stunden einer bestimmten Dienstleistung. Nun möchte man den erhaltenen Gegenwert (das Geld) sozusagen „einfrieren“, konservieren und erst in 10 oder 20 Jahren wieder verlustfrei eintauschen können. Das bedeutet, man möchte in der Zukunft in der Lage sein, jemand anderen für acht Stunden mit derselben Dienstleistung zu beauftragen, ohne einen Wertverlust zu erleiden.
Wie könnte man das umsetzen?

Beispiel mit Gold: Stell dir vor, im Jahr 1980 hat ein gutes Auto etwa 10.000 DM (Deutsche Mark) gekostet. Wenn wir Gold als Wertspeicher heranziehen, könnten wir damals den Preis für Gold betrachten. 1980 lag der Goldpreis bei etwa 500 DM pro Unze.

Das bedeutet, um ein Auto im Wert von 10.000 DM zu kaufen, hätten wir damals etwa 20 Unzen Gold benötigt.

2020 liegt der Goldpreis bei etwa 45.000 Euro pro Kilogramm (also ca. 1.400 Euro pro Unze). Ein gutes Auto kostet heutzutage etwa 30.000 Euro. Um ein Auto von heute zu kaufen, würde man rund 21 Unzen Gold benötigen.

Was fällt auf? Obwohl der Geldwert (Euro/DM) über die Jahre stark inflationsbedingt gestiegen ist, bleibt die Menge an Gold, die für den Kauf eines Autos benötigt wird, fast konstant. Das zeigt, dass Gold über Jahrzehnten hinweg seine Kaufkraft relativ stabil bewahrt hat, während Fiat-Währungen oft durch Inflation entwertet werden.

Eigenschaften eines guten Wertespeichers

Damit ein Gut als Wertespeicher dient, sollte es folgende Eigenschaften haben:

  • Knappheit: Es darf nicht beliebig vermehrbar sein (z. B. Gold oder Bitcoin).
  • Langlebigkeit: Es muss über lange Zeiträume existieren können (z. B. Edelmetalle, Immobilien).
  • Akzeptanz: Je mehr Menschen es als Wertespeicher anerkennen, desto stabiler sein Wert (z. B. Gold als globale Reserve).
  • Transportierbarkeit: Ein guter Wertespeicher sollte einfach übertragbar sein (hier hat Bitcoin Vorteile gegenüber Immobilien).
  • Teilbarkeit: Es sollte leicht in kleinere Einheiten aufteilbar sein, ohne an Wert zu verlieren (z. B. Goldmünzen, Bitcoin-Satoshi).

Bemerkung: Immobilien sind als Wertspeicher nicht so flexibel und risikoarm. Sie bieten zwar oft stabile Werte über lange Zeiträume, sind jedoch anfälliger für kurzfristige Marktschwankungen und unvorhergesehene Ereignisse.

Gold als Wertespeicher

Gold gilt seit Jahrtausenden als einer der besten Wertspeicher. Es erfüllt alle oben genannten Kriterien und hat sich durch verschiedene Wirtschaftskrisen hinweg bewährt.

Vorteile von Gold:

✔️ Knapp und nicht beliebig vermehrbar
✔️ Akzeptiert von Zentralbanken, Regierungen und Investoren
✔️ Physisch greifbar und beständig
✔️ Langfristig wertstabil

Nachteile von Gold:

❌ Schwer zu transportieren und zu lagern
❌ Keine direkte Ertragsquelle (keine Zinsen oder Dividenden)
❌ Preisentwicklung kann schwanken, insbesondere in Phasen niedriger Inflation

Historisch betrachtet hat Gold in Zeiten hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit an Wert gewonnen, während es in stabilen Wachstumsphasen eher schwächere Renditen erzielte.

Bitcoin als moderner Wertespeicher

Bitcoin wird oft als „digitales Gold“ bezeichnet, weil es viele Eigenschaften eines klassischen Wertspeichers besitzt. Durch seine begrenzte Menge von 21 Millionen Coins kann es nicht willkürlich vermehrt werden, was es besonders in Zeiten inflationärer Geldpolitik attraktiv macht.

Vorteile von Bitcoin:

✔️ Absolut begrenztes Angebot (mathematisch festgelegt)
✔️ Dezentral und unabhängig von Regierungen oder Banken
✔️ Einfach zu transportieren und zu speichern (digitale Wallets)
✔️ Teilbar in winzige Einheiten (Satoshis)

Nachteile von Bitcoin:

❌ Hohe Volatilität (starke Preisschwankungen)
❌ Akzeptanz noch nicht universell
❌ Abhängig von Technologie (Internet, Strom)
❌ Risiko regulatorischer Eingriffe

Trotz seiner Volatilität wird Bitcoin zunehmend als Wertspeicher genutzt, insbesondere von institutionellen Anlegern und in Ländern mit hoher Inflation oder schwachen Währungen.

Gold vs. Bitcoin als Wertspeicher – Ein Vergleich

EigenschaftGoldBitcoin
KnappheitJa (natürlich begrenzt)Ja (21 Mio. Coins)
LanglebigkeitJa (seit Jahrtausenden)Ungewiss (seit 2009)
AkzeptanzHoch (Regierungen, Banken, Investoren)Wachsend, aber nicht universell
TransportierbarkeitSchwer, teuer zu lagernLeicht, digitale Speicherung
TeilbarkeitBegrenzt (kleine Goldmünzen)Sehr hoch (Satoshis)
VolatilitätNiedrig bis mittelHoch
SicherheitPhysisch, aber Diebstahl möglichDigital, aber technisch abgesichert

Fazit: Welcher Wertspeicher ist besser?

Es gibt keine eindeutige Antwort, da beide ihre Vor- und Nachteile haben:

  • Gold ist seit Jahrtausenden bewährt und physisch greifbar, aber schwer transportierbar und nicht so flexibel.
  • Bitcoin ist technologisch fortschrittlich und einfach übertragbar, aber volatil und noch nicht universell akzeptiert.

Viele Anleger kombinieren beide: Gold als stabilen, klassischen Wertespeicher und Bitcoin als innovatives, wachstumsstarkes Pendant für die Zukunft.

→ weiter mit: Versicherungen als Kapitalanlage – Renten- und Lebensversicherungen als Investmentstrategie